Was ist ein Barcamp?

Ein Barcamp ist eine Tagung der besonderen Art, die sich wesentlich von klassischen Tagungen unterscheidet. Letztere fokussieren sich auf die Wissensvermittlung zu einem spezifischen Themenbereich und sind meist von Frontalbeschallung und einer fixen Agenda geprägt. Ein Barcamp hingegen ist eine Veranstaltung, bei der Teilnehmer zu einem übergeordneten Thema zusammenkommen, nicht nur um neues Wissen zu erlangen, sondern auch um eigenes Wissen zu teilen und sich mit anderen Teilnehmern zu vernetzen.

Die Idee des Barcamps entstand in der Tech-Szene der USA als Reaktion auf die Unzufriedenheit mit herkömmlichen Tagungen. Auf der Suche nach einem Format, das interaktiver und partizipativer sein sollte, wurde die Barcamp-Methode entworfen. Die Namensgebung stammt aus der Informatiksprache. Dort steht „Bar“ stellvertretend für „Platzhalter“, also etwas, wofür später noch Inhalt eingefügt wird. Zu Beginn der Veranstaltung, in der sogenannten Sessionplanung, werden diese Platzhalter in der Agenda durch die Teilnehmenden inhaltlich gefüllt. Basierend auf dem übergeordneten Thema und ihren Interessen können sie sowohl eigene Angebote machen, als auch Sessions anderer Teilnehmer besuchen. Hierfür haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, zwischen drei verschiedenen Formaten zu wählen:

Impulsvortrag

Im Rahmen eines Kurzvortrags teilt eine Person Ihre Erfahrungen und Kenntnisse rund um ein Thema und eröffnet anschließend den Raum für Fragen und einen offenen Dialog.

Diskussion

Das Interesse und die Neugier für ein Thema reichen aus, um eine Diskussion einzuleiten. Dafür musst du keine Expertise vorweisen. Hast du rund um ein Thema noch offene Fragen und siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht? Mit einer Diskussions-Session kannst du Expert:innen aus deinem Kollegium für einen gewinnbringenden Austausch anlocken, um Antworten auf deine Fragen zu finden.

Workshop

Du möchtest etwas mit deinen Kolleg:innen erarbeiten? Findet euch für einen Kurzworkshop zusammen und entwickelt neue Ideen, Lösungen oder Konzepte.

Eine Vorbereitung auf den Barcamp-Tag ist nicht notwendig. Die Erfahrung und das Wissen der Teilnehmenden sind gute Voraussetzungen, um spontan Sessions anzubieten. Die interaktive Mitgestaltung durch die Teilnehmenden führt dazu, dass nur Themen besprochen werden, die sie aktuell beschäftigen und löst somit eine sehr hohe Zufriedenheit aus.

6 Erfolgsfaktoren für Barcamps

Barcamps nutzen i.d.R. eine Kombination aus zentralen und verteilten Räumen. Das Plenum dient dabei als zentraler Treffpunkt, an dem sich alle Teilnehmenden regelmäßig versammeln können, um gemeinsame Aktivitäten zu planen, Ankündigungen zu erfahren oder Ergebnisse aus den verschiedenen Sessions zu teilen. Darüber hinaus gibt es , kleinere Breakout-Räume. In diesen finden die Sessions im kleineren Rahmen statt (Faustregel: max. 15 Teilnehmende pro Session), wodurch der Austausch und die Diskussion unter den Teilnehmenden gefördert werden. Da in den verschiedenen Räumen mehrere Sessions parallel stattfinden, können die Barcampler sich entscheiden, welches Thema sie am meisten interessiert und welche Session sie besuchen möchten.

Neben den Räumlichkeiten sind die folgenden Erfolgsfaktoren kritisch für das Gelingen deines Barcamps:

Die Moderation

Idealerweise sollten zwei Personen diese Aufgabe übernehmen, um durch den Tag zu führen und eine klare Struktur vorzugeben. Der Start in den Tag kann durch ein Warm-Up aufgelockert werden. Eine kurze, energiegeladene Aktivität, die sowohl Körper als auch Geist stimuliert, hilft dabei, das Morgentief zu überwinden und gestärkt in den Tag zu starten.

Die Keynote

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Keynote, also ein motivierender Vortrag, der sich auf das übergeordnete Thema des Barcamps bezieht. Dieser setzt den Kontext und verdeutlicht die Wichtigkeit des Themas. Die Keynote soll nicht nur informieren, sondern auch Begeisterung für den bevorstehenden Tag wecken und die Teilnehmenden motivieren, eine Session anzubieten.

Das Sessionboard

Hier werden während der Sessionplanung alle Sessionzettel gesammelt, die von den Sessiongeber:innen ausgefüllt werden. Das Ergebnis ist ein übersichtliches Board, das transparent aufzeigt, welche Session zu welcher Uhrzeit in welchem Raum stattfindet.

Das Zeitmanagement

Um die Effizienz der Veranstaltung zu gewährleisten, ist ein straffes Zeitmanagement unerlässlich. So sind beispielsweise die Sessions auf 45 Minuten begrenzt, was die Teilnehmenden dazu anregt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren - mehr Zeit führt nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen.

Die Dokumentation

Während der Sessions werden Erkenntnisse, Ergebnisse und wichtige Fragen erfasst. Dies geschieht in der Regel in einem digitalen Dokument (z.B. ZumPad), auf das alle Teilnehmenden über ihr Tablet oder Laptop zugreifen können. Diese Art der Dokumentation gewährleistet die Nachhaltigkeit des Barcamps und sorgt dafür, dass alle Inhalte auch nach den Sessions noch zugänglich und nutzbar sind.

Barcamp Sessionboard
Barcamp Sessionboard

Dann eignet sich die Barcamp-Methode für deine nächste Fortbildung

Die Barcamp-Methode eignet sich besonders, wenn einer der folgenden Punkte im Mittelpunkt deiner nächsten Fortbildung oder Tagung steht:

1. Wissensaustausch und -erweiterung

Barcamps bieten eine Plattform für den freien Austausch von Wissen und Erfahrungen. Sie eignen sich besonders gut für Fachgemeinschaften oder Branchen, in denen ständige Weiterbildung und der Austausch von Best Practices wichtig sind.

2. Innovation und Problemlösung

Wenn Organisationen oder Gruppen innovative Lösungen für komplexe Probleme suchen, kann die Barcamp-Methode ein kreatives Umfeld schaffen, in dem Teilnehmer unterschiedliche Perspektiven einbringen und gemeinsam neue Ansätze entwickeln.

3. Community-Building und Networking

Barcamps sind hervorragend geeignet, um eine Gemeinschaft um ein bestimmtes Thema bzw. ein Interessengebiet zu bilden oder zu stärken. Die informelle und interaktive Natur dieser Veranstaltungen fördert den Aufbau von Beziehungen und Netzwerken.

4. Team- und Organisationsentwicklung

Intern  können Barcamps als ein innovatives Format für Teamentwicklungsaktivitäten oder Fortbildungen genutzt werden. Mitarbeiter können Themen anbieten, die ihnen am Herzen liegen oder in denen sie sich weiterbilden möchten, was zu einer gesteigerten Motivation und Mitarbeiterbindung führen kann.

5. Konferenzen und Fachtagungen

Als Ergänzung zu traditionellen Konferenzformaten können Barcamp-Sessions Konferenzen dynamischer und interaktiver gestalten. Sie ermöglichen es den Teilnehmern, aktiv an der Gestaltung des Programms mitzuwirken und ihre eigenen Interessen und Expertisen einzubringen.

6. Bildung und Lehre

Im Bildungsbereich können Lehrkräfte und Dozenten die Barcamp-Methode nutzen, um den Unterricht interaktiver zu gestalten und den Studierenden oder Schülern mehr Verantwortung für ihren Lernprozess zu übertragen. Dies fördert die Selbstständigkeit und das kritische Denken.

Die Barcamp-Methode ist besonders geeignet für Anwendungsfälle, die Offenheit, partizipative Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen in den Vordergrund stellen. Sie bietet eine flexible und inklusive Plattform, fördert Innovation, stärkt Gemeinschaften und ermöglicht ein gemeinsames Lernen in einem interaktiven Format.